Frage: Was hat sich im Laufe der Zeit denn am Geschmackssinn der Menschen von früher bis jetzt verändert?

Guido Ritter Beantwortet am 15 Nov 2020:

Liebe Kathleen, liebe Judith,

vielen dank für Eure Frage.
Die Grundgeschmacksarten süß, umami und salzig (alle mit dem Belohnungssystem im Gehirn verbunden und Detektoren für Kohlenhydrate (Energie), Eiweiß (Aufbaustoffe) und Mineralien (lebensnotwendig)) auf der einen Seite und Sauer und Bitteer als Warnhinweise auf der anderen Seite sind seit Jahrtausenden genetisch geprägt und angeboren.
Da hat sich nicht viel verändert.
Wir sind „Allesesser“ als Menschen und können fast über all auf diesem Planeten leben und die dort vorhandenen Pflanzen und Tiere essen.
Besser als Kolas, die nur fünf Eukalyptusarten essen oder Pandas, die nur eine Bambusart vertragen.
Damit sind wir aber auch darauf angewiesen, dass wir immer entscheiden müssen, was wir essen.
Das können wir über das „Essen lernen“ während wir aufwachsen und die Eltern uns erst füttern und dann vormachen, was gut ist und was nicht.
Wir sind darauf angewiesen Erfahrungen zu sammeln.
In einer Welt, wo es jeden Tag darauf ankam, über Haupt was zu essen zu finden, hat das auch gut geklappt.
In einer Überfluss Gesellschaft, wo alles permanent verfügbar ist, können die gerade die Belohnungssysteme für süß, umami und salzig ausser Kontrolle geraten.
Das sehen wir an dem Anstieg der ernährungsmitbedingen Krankheiten.
Dazu kommt, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten des Überflusses an immer süßer, salziger und mehr umami gewöhnt haben, da die Lebensmittelindustrie ja was verkaufen will.
Also, unsere Grundausrüstung an Grdungeschmackssinnen hat sich nicht geändert. Wir haben noch die gleichen Sensoren wie in der Steinzeit. Aber in der Überflussgesellschaft gerät unsere Sensitivität außer Kontrolle und wir gewöhnen uns an zu süß, salzig, umami (und fettig), was am Ende nicht genug ist.
Wir wir hier eine Änderung hinbekommen, daran forschen wir.
Viele Grüße
Guido Ritter