• Frage: Wie kann man am besten Nachhaltig leben? LG Arman

    Frage gestellt Arman19 am 12 Nov 2020. Diese Frage wurde auch von anon-1030 gestellt.
    • Foto: Matthias Reich

      Matthias Reich Beantwortet am 12 Nov 2020:


      Hallo Arman,
      das ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage.
      Streng genommen kann man nur nachhaltig leben, wenn man nur Dinge verbraucht, die von selbst wieder nachwachsen. Der Verbrauch von Kohlenwasserstoffen ist nicht nachhaltig.
      Da der Welt-Energiebedarf aber leider immer noch zu über 3/4 von Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt wird, bedeutet „Nachhaltigkeit“ für uns, dass wir, wenn wir auf diese Rohstoffe noch nicht verzichten können, wenigstens bei der Förderung von Öl, Gas und Kohle die Umwelt so wenig wie möglich belasten wollen. Daran forschen wir und mit diesem Gedanken bilden wir unsere Erdöl-Ingenieure aus.
      Herzliche Grüße
      Prof. M. Reich

    • Foto: Wolfgang Ertel

      Wolfgang Ertel Beantwortet am 12 Nov 2020:


      Das Wichtigste ist die Reduktion des Konsums. Vor jeden Kauf wirklich fragen ob er nötig ist. Wenn nötig, prüfen ob man Second Hand einkaufen kann. Kleidung tragen bis sie wirkliche verschlissen ist. Defekte Dinge reparieren.

      Radfahren statt Auto fahren. Keine Flugreisen. Räume nur heizen wenn man sie nutzt.

      Möglichst wenig bis keine tierischen Produkte essen.

    • Foto: Robert Möckel

      Robert Möckel Beantwortet am 12 Nov 2020:


      Hi Arman,
      das ist eine komplizierte Frage und ich denke, dass es zwar ein paar Dinge gibt die für alle gelten, aber man letztlich seinen eigenen Lebensstil genau anschauen muss. Im Allgemeinen gilt, was auch die anderen schon gesagt haben: Hinterfragen, was man wirklich braucht; kaputte Dinge eher reparieren als ersetzen; auf die Ernährung achten; allgemein den Verbrauch senken…
      Es ist wirklich schwierig, wenn alle wenigstens ein bisschen mehr mitmachen würden, wäre schon ein großer Schritt getan.
      Schöne Grüße,
      Robert

    • Foto: Tobias Cremer

      Tobias Cremer Beantwortet am 12 Nov 2020:


      Lieber Arman,

      das ist eine sehr gute Frage, die wir uns alle immer wieder stellen sollten! Aus meiner Sicht können wir schon im Alltag damit anfangen:

      – nur die Dinge kaufen, die wirklich gebraucht werden und wenn du einkaufst, dann langlebige Produke und am besten in einem Laden in deiner Stadt und nicht im Internet
      – weniger Strom verbrauchen und wenn Strom, dann Ökostrom (die Umstellung ist ganz einfach, diskutiere das mal mit deinen Eltern!)
      – weniger Fleisch essen
      – …

      Du musst aber nicht nur verzichten. Du kannst dich z.B. auch dafür einsetzen, dass mehr repariert und weniger weggeworfen wird. Du kannst Blühstreifen für Insekten anlegen. Mach das nächste Mal Urlaub in Brandenburg (komm gerne zu uns nach Eberswalde an die Hochschule für nachhaltige Entwicklung 🙂 ), statt auf Mallorca, etc.

      Für mich selbst fängt es schon damit an, dass ich eher mal einen Spaziergang im Wald mache und die Natur genieße, statt mir die neueste Netflix-Serie anzuschauen. Du wirst überrascht sein, was es im Wald alles zu entdecken gibt!

      Viele Grüße

      Tobias

    • Foto: Thomas Grund

      Thomas Grund Beantwortet am 12 Nov 2020: last edited 12 Nov 2020 11:05 am


      Hallo Arman,

      ich stimme meinen Vorrednern zu: Die nachhaltigste Lebensweise ist auch in meinen Augen eine, die „wenig Fußabdruck“ hinterlässt, also wenig verbraucht und wenig Abfall oder Schadstoffe produziert. Im Kleinen fängt das damit an, dass der persönliche Konsum hinterfragt wird, also ob etwas was man kaufen möchte tatsächlich nötig ist. Und auch wenn man sich dann für einen Kauf entscheidet, lohnt es sich verschiedene Produkte zu vergleichen. Hier kommt es auf kleine Dinge wie die Menge der Verpackung genauso an wie auf große Dinge, also z.B. wo und unter welchen Bedingungen das Produkt hergestellt wurde. Und am Ende ist wichtig, dass ein Produkt immer voll „verbraucht“ wird: Essen, was weggeschmissen wird ist genauso wenig Nachhaltig wie der Kauf eines neuen Smartphones, wenn das alte noch gut funktioniert.
      Insgesamt ist aber Deine Frage nicht leicht zu beantworten, und viele Leute streiten auch über den richtigen Weg zu Nachhaltigkeit. Das liegt daran, dass Nachhaltigkeit auf 3 Säulen aufbaut, die alle gleichwertig zu betrachten sind, das heißt, keine dieser Säulen darf losgelöst von den anderen beiden bevorzugt werden. Diese 3 Säulen sind „Ökologie“, „Ökonomie“ und „Soziales“. Insbesondere im globalen Raum sind die Zusammenhänge und gegenseitigen Abhängigkeiten dieser 3 Säulen sehr komplex. Das kann auch nicht einfach in eine Antwort gebracht werden, sondern dafür müssen viele Experten verschiedener Gebiete miteinander diskutieren und für unterschiedliche Probleme unterschiedliche Lösungen finden. Aber ich kann Dir ein einfaches Beispiel nennen: Wenn Du z.B. bei Deiner Ernährung nachhaltig sein und die Umwelt wenig durch Pestizide schädigen möchtest, kaufst Du Bioäpfel im Supermarkt. Also, erstmal ein Punkt für die „Ökologie“. Jetzt siehst Du aber, dass diese Äpfel aus Südamerika kommen, also mit dem Flugzeug oder dem Schiff über weite Strecken zu uns gebracht wurden. Der Pluspunkt für die Ökologie ist zunichte gemacht. Also doch der „normale“ Apfel aus Deutschland? Du schaust genauer auf die Packung und siehst, dass dieser sehr billig ist, also kann es sein, dass er von schlecht bezahlten und untergebrachten Erntehelfern gepflückt wurde. Also ist die Säule „Ökonomie“ zwar für die hiesige Apfelwirtschaft gut bedient, aber auf Kosten der „Sozialen“ Verantwortung gegenüber den Erntehelfern. Der Südamerika-Apfel kommt dafür aus einer Kommune von Bauern, die eine direkte Bezahlung durch den Exporteur erfahren. Also ist das Soziale hier offenbar gut. Doch wenn Du jetzt nur noch diese Äpfel kaufen würdest – und alle anderen Menschen in Deutschland auch – was würde dann mit der hiesigen Apfelwirtschaft passieren? Ist es also „Ökonomisch“ gut für den Standort? Würde ein Wegfall der hiesigen Apfelproduktion gar „soziale“ Auswirkungen haben? Ist die einzige Lösung, dass jeder nur wenig Äpfel kauft, so dass kleine lokale Bauern den gesamten hiesigen Markt abdecken könnten?
      Du siehst an diesem vielleicht nicht sehr guten Beispiel, dass wirkliche Nachhaltigkeit von vielen Dingen abhängt, die Betrachtung sehr vom konkreten Problem abhängt und es auf viele Probleme bestimmt auch mehrere richtige Antworten geben kann. Aber ein erster Schritt zu Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall die Entwicklung eines Bewusstseins, was man selbst mit bestimmten Handlungen und Entscheidungen alles beeinflussen könnte.

    • Foto: Sarah Strauß

      Sarah Strauß Beantwortet am 12 Nov 2020:


      Hallo Arman,

      ich denke dafür gibt es kein allgemeines „Rezept“, das ist etwas sehr individuelles. Jede*r kann einen Beitrag im Rahmen ihrer/seiner Möglichkeiten leisten.
      Ich persönlich fahre zum Beispiel wo immer es möglich ist mit dem Fahrrad. Mein Auto nutze ich wenn eher für lange Strecken und auch die bin ich vor der Pandemie wenn es Spartickets gab eher mit dem Zug gefahren. Und das obwohl mein Auto eines meiner liebsten Hobbies ist.
      Ich kaufe wenn es geht Bioprodukte und nach Möglichkeit aus der Region um lange Transportwege zu vermeiden. Die neueste Technik muss es auch nicht immer sein. Mein Smartphone ist mittlerweile sechs Jahre alt und nicht von einem der bekannten Hersteller, sondern von einer kleinen Firma, die sich um faire Produktionsbedingungen bemüht. Das Handy war damals vergleichsweise teuer, aber wenn man den Preis auf sechs Jahre umrechnet ist es gar nicht mehr so viel.
      Bei Kleidung und Schuhen überlege ich vorher immer ob ich das wirklich brauche, eigentlich kaufe ich nur etwas neues wenn etwas kaputt gegangen und nicht mehr zu reparieren ist.

      Du kannst für Dich selbst überlegen, welchen Beitrag Du leisten kannst/willst. Allein sich zu überlegen was man beitragen kann halte ich für sehr wichtig.

      Viele Grüße
      Sarah

    • Foto: Janis Ludwig

      Janis Ludwig Beantwortet am 13 Nov 2020:


      Hallo Arman,
      ich schließe mich meinen Vorrednern an und habe dem auch wenig hinzuzufügen. Das Leben im Überfluss ist mit Sicherheit am umweltschädlichsten und der Ansatz, dass jeder bei sich selbst anfängt und versucht, seinen Fußabdruck zu minimieren, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
      Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass so ein dezentraler Ansatz allein niemals die Lösung sein kann, denn Haushalte machen z.B. nur ca. ein Viertel des Energieverbrauchs und nur ca. 10 % des Müllaufkommens aus. Was z.B. auch sehr wenigen bewusst ist, ist dass einer der größten „Klimakiller“ Beton ist, der nach Wasser der von uns Menschen am meisten verbrauchte Rohstoff ist. Auch im Thema Mobilität ist es z.B. keineswegs so, dass ein Umstieg auf einen grüneren Antrieb der nachhaltigste Weg ist. In Deutschland gibt es ca. 60 Millionen zugelassene Autos. Solange wir jedes davon einfach nur 1:1 ersetzen, werden wir nicht viel nachhaltiger leben. Bei so vielen Menschen auf dieser Welt ist außerdem so, dass wir niemals auf großindustrielle Prozesse verzichten können und solange wir diese nicht ökologisch nachhaltig gestalten, hilft uns das auch nicht weiter. Deswegen an dieser Stelle noch ein bisschen Werbung von mir als Chemieingenieur: Wir brauchen Menschen, die die Prozesse von morgen mitgestalten!
      Das Thema könnte man beliebig lang ausführen und ich stimme den anderen zu: es ist letzten Endes auch ein komplexes Thema, weil viele Aspekte sich gegenseitig beeinflussen. Deshalb ist der Ansatz, dass jeder für sich seinen Fußabdruck minimiert auf jeden Fall der richtige Weg, aber da hört es keineswegs auf!

    • Foto: Angela Bittner-Fesseler

      Angela Bittner-Fesseler Beantwortet am 13 Nov 2020:


      .. und noch eine Anregung von mir: Wir Menschen glauben aufgrund der letzten 200 Jahre Industrialisierung udn Beschleunigung, dass die welt so sen muss, wie sie ist und dass z.B. uns Konsum glücklich macht. Natürlich stimuliert uns der Kauf einen neuen Liebslings-T-Shirt durchaus positive. Zugleich zeigt die Gehirnforschung, das der Mensch als soziales Wesen mit weniger leben kann und zuglich glücklicher sein kann. Dass wir auf materielle Dinge verzichten können und dies als positiv sehen können – weil plötzlich weniger „gepflegt“ und verwaltet werden muss, wir weniger erledigen müssen, Zeit für Freunde, Familie und andere Menschen haben, Zeit für Sachen haben, die wesentlich für uns und unser Gemüt sind und damit ganz nebenbei: Wir müssen (!) weniger erledigen.

    • Foto: Guido Ritter

      Guido Ritter Beantwortet am 15 Nov 2020:


      Lieber Arman,

      das ist nicht einfach und nur sehr individuell zu beantworten.

      Meine Studierenden müssen bei mir in der ersten Vorlesung ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck bestimmen und die Frage beantworten, was sie am meisten daran überrascht hat.
      Ich glaube, das das jedem einen ersten guten Anhaltspunkt, wo es hängt und was jeder tun kann.
      Schau mal unter: mein-fussabdruck.at

      Viele Grüße
      Guido Ritter

    • Foto: Katrin Beer

      Katrin Beer Beantwortet am 16 Nov 2020: last edited 16 Nov 2020 3:17 pm


      Hallo Arman!
      Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, weil das auf ganz viele Dinge ankommt. Deswegen forschen weltweit auch unglaublich viele Wissenschaflter:innen dazu.
      Ich finde es wichtig, dass man zuerst genau überlegt, was man mit Nachhaltigkeit genau meint.
      Eine sehr bekannte Definition von Nachhaltigkeit besagt, dass es darum geht, dass möglichst alle Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können sollen, und zwar weltweit, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Es geht dalso darum, dass man seine eigenen Bedürfnisse befriedigt, zum Beispiel nach Nahrung, Wasser, Energie oder Kleidung, ohne dass man dadurch andere Menschen daran hindert, dass sie ihre Bedürfnisse befriedigen können. Nachhaltigkeit heißt im Grunde also, dass die Welt gerecht sein soll.
      Was heißt das jetzt für unseren Alltag hier?
      Du hast auch das Recht, deine Bedürfnisse zu befriedigen. Man muss meiner Meinung nach also auch nicht selbst auf alles verzichten, um die Welt zu retten. Wenn du keine Heizung benutzt, um CO2 zu sparen, dann aber krank wirst, weil du frierst, wäre das wohl nicht der richtige Weg.
      Aber du kannst dir die Frage stellen, wann dein Verhalten der Umwelt oder anderen Menschen schadet und das nicht unbedingt notwendig ist. Und zum Bespiel die Heizung ausmachen, wenn das Fenster geöffnet ist, damit du nicht unnötig zum Klimawandel beiträgst.

      Zur Nachhaltigkeit beitragen kannst du, indem du den Klimaschutz voranbringst, denn der Klimawandel führt zu viel Ungerechtigkeit. Vielleicht kannst du deine Eltern, Verwandte, Bekannte oder die Schule überzeugen, auf Erneuerbare Energien umzustellen.
      Eine (größtenteils) vegetarische Ernährung macht einen großen Unterschied für die Umwelt.

      Nachhaltigkeit wird oft aufgeteilt in drei Dimensionen: Ökologie (Umweltschutz), Ökonomie (Wirtschaft) und Soziales. Suche dir einen Bereich aus, der dich besonders interessiert und versuche hier ein paar Kleinigkeiten besser zu machen. Man muss nicht perfekt sein und es muss auch nicht jeder in allen Bereichen etwas tun. Aber wenn alle einen kleinen Teil beitragen, ist schon viel geschafft. Sehr wichtig ist auch politischer Druck, wie er jetzt durch die Fridays for Future-Bewegung entsteht. Denn wenn auf politischer Ebene etwas verändert wird, können die Auswirkungen unter Umständen viel größer sein, als wenn einzelne Menschen im bestehenden System ihr Bestes tun.

      Zum Abschluss habe ich ganz konkrete Vorschläge für dich:
      – Überzeuge Menschen in deinem Umfeld, auf erneuerbare Energien umzusteigen, wo möglich
      – Ernähre dich selbst größtenteils oder ganz vegetarisch und spreche mit anderen Leuten darüber
      – Kaufe möglichst wenig Produkte und wenn du welche kaufst, versuche auf gute Herstellungsbedingungen zu achten (Biosiegel, FairTrade-Siegel, Produkte aus der Region)
      – Kaufe möglichst gebrauchte Sachen und nicht alles neu – das hilft, Ressourcen und Energie zu sparen
      – Schließe dich mit anderen Leuten in Gruppen zusammen und werde aktiv – zusammen ist man stärker und hat mehr Spaß. Du kannst eine neue Gruppe gründen oder einer in deiner Gegend beitreten (F4F, BUND, NABU, Greenpeace, …)
      – Nicht mit dem Flugzeug fliegen macht sehr viel aus

      Liebe Grüße,

      Katrin

    • Foto: Frank Scholwin

      Frank Scholwin Beantwortet am 16 Nov 2020:


      Ich denke, die Antwort ist ganz leicht:
      Esse und trinke Dinge, die Du selbst angebaut hast oder möglichst nah aus Deiner Region kommen ohne viele Zwischenhändler, am besten auf dem Wochenmarkt, damit das Geld nicht bei Händlern sondern bei den Produzenten ankommt. Verzichte auf Händi, Internet, Autofahren, Stromverbrauch so weit wie möglich. Wasch Deine Sachen mit Kastanienwaschmittel, das kannst Du selbst herstellen (hatte ich auch nicht geglaubt, die Sachen werden aber wirklich sauber, wir machen das seit einem Jahr). Mach bei lokalen Initiativen in sozialen Projekten oder im Umweltschutz mit.. und wenn Du Energie brauchst nutze erneuerbare Energie.. die Liste kann noch länger werden, aber das ist mein Weg, der sich sehr gut anfühlt.

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