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Frage: Vor und Nachteile in der Wissenschaft zu arbeiten?
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Robert Möckel Beantwortet am 16 Nov 2020:
Hi.
uff.. gar nicht so einfach zu beantworten.
Meine spontanen Ideen:
+ mit vielen unterschiedlichen, interessanten Kolleg*innnen aus unterschiedlichen Ländern an aktuellen Themen zu arbeiten
+ Flexibilität
+ man bekommt wirklich viel Neues, bahnbrechendes mit
+ man kann kreativ werden
+ die Freiheiten (man kann wirklich in relativ freien Richtungen arbeiten)– die Freiheiten (ist auch nicht so einfach – man muss sich kümmern, auch gegen Widerstände; man darf sich nicht verheddern in irgendwelchen Fragestellungen)
– wie überall gibt es einen gewissen (Erfolgs-)Druck
– das mit den Arbeitsverträgen ist wirklich schwierig (bis man mal einen festen Job hat…) da muss die Politik nochmal ranDas wär’s erstmal, mal sehen, die anderen haben sicher auch noch ein paar Ideen aus anderen Perspektiven…
Schöne Grüße,
Robert
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Katrin Beer Beantwortet am 16 Nov 2020: last edited 16 Nov 2020 3:46 pm
Hallo Ybadet!
Das ist eine gute Frage! Die Antwort hängt auch davon ab, in welchem Bereich man in der Wissenschaft arbeitet.
Ich arbeit als Sozialwissenschaftlerin an einer Universität und erforsche, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie man sie nachhaltiger machen könnte. Wäre ich Ingenieurin, Medizinerin oder Physikerin, würde mein Alltag wahrscheinlich ganz anders aussehen. Ich liste mal für dich auf, was ich gut und was ich schlecht finde, wenn ich an meine bisherigen Erfahrungen in der Wissenschaft denke:VORTEILE
– Man macht immer was Neues, stellt jedes Mal neue Fragen und findet neue Dinge heraus. Das ist sehr interessant, es wird nie langweilig
– Man kann relativ viel reisen: Zu Konferenzen im Inland und Ausland, zu Terminen für die Datenerhebung, zu anderen Unis im Rahmen von Austauschprogrammen
– Man hat ab und zu das Gefühl, etwas wirklich wichtiges für die Menschheit zu tun
– Der Umgang und die Gesprächskultur sind vergleichsweise gut. Beispielsweise ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Wissenschaft relativ weit und in der Regel arbeiten Leute in der Wissenschaft, die viel nachdenken und die sehr reflektiert sind. Ich treffe im Rahmen meiner Arbeit meistens Leute, die ich sehr interessant und angenehm finde und selten Leute, die mich total nerven
– Man hat über die Universitätsbilbiotheken Zugang zu unglaublich viel Wissen
– Man kann sich eigene Forschungsprojekte überlegen
– Man darf total viel lesen und recherchieren – das ist Teil des Jobs
– Man kann alle möglichen Kurse belegen und neue Sachen lernen
– Man kann selber Bücher und Artikel schreiben
– Man hat viel internationalen Austausch, weil die Unis weltweit gut untereinander vernetzt sind
– Das gesellschaftliche Ansehen ist recht hoch. Viele andere Berufe sind mindestens genauso wichtig, aber sind weniger gut angesehen. Ich weiß von Freunden, dass das belastend sein kann
– Die Bezahlung ist ganz in Ordnung. Man wird nicht reich, aber wenn man das Studium und den Berufseinstieg geschafft hat, kann man ganz gut von seinem Gehalt leben. Wenn man länger in der Wissenschaft arbeitet und aufsteigt, verdient man auch wirklich gut – aber da muss man erstmal hinkommen (es verdienen nicht alle Wissenschaftler:innen gleich viel Geld, in meinem Bereich verdient man eher wenig)NACHTEILE
– Ich verbringe extrem viel Zeit am Schreibtisch und am Laptop und wäre oft lieber gerne draußen in der Natur
– Manchmal forscht man und hat dann das Gefühl, dass das gar nichts bringt, was man da tut. Es gibt Höhen und Tiefen und es macht nicht immer Spaß
– Man muss, wie wahrscheinlich in jedem Beruf, auch viele Sachen machen, die man nicht so toll findet. Ich könnte zum Beispiel gut darauf verzichten, Abrechnungen machen zu müssen, wo man unglaublich viele Formulare ausfüllen muss
– Man hat harte Konkurrenz: Man ist ein Stück weit im Dauerwettkampf mit anderen Wissenschaftler:innen um Gelder, Stellen oder Veröffentlichungen. Wenn man sich immer mit sehr schlauen und fleißigen Leuten vergleicht, kann das manchmal deprimierend sein
– In der Forschung ist man, zumindest in den ersten Jahren, normalerweise in Projekten angestellt und hat dadurch immer befristete Arbeitsverträge. Man muss dann alle ein, zwei, drei Jahre nach einer neuen Stelle suchen oder Anträge für neue Projekte schreiben. Man hat seine Stelle nicht einfach so für immer. Wenn man ein Haus kaufen möchte, bekommt man vielleicht keinen Kredit bei der Bank, wenn man eine befristete Stelle hat.
– In der Wissenschaft sind viele Ortswechsel vorgesehen und es gibt sogar ein Gesetz, das dafür sorgen soll, dass man es sich nicht zu lange an einem Institut an einer Uni gemütlich macht. Dadurch kann es sein, dass man oft die Stadt wechselt und dann jedes Mal neue Freunde suchen muss. Ich fand das am Anfang eher gut und interessant, oft den Ort zu wechseln, inzwischen ist es für mich eher ein Nachteil (viele kriegen es aber auch hin, lange Zeit in einer Stadt zu bleiben – das kann aber evtl. schlecht für die Karriere sein)Liebe Grüße,
Katrin
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Frank Scholwin Beantwortet am 16 Nov 2020:
Größter Vorteil, den ich nie missen will: Ich kann frei entscheiden, welche Themen ich untersuchen will. Größter Nachteil: viele Untersuchungen mache ich für die Schublade – oft kommen spannende Ergebnisse heraus, aber um sie in die Praxis zu bringen, muss es immer jemanden geben, der dafür das Geld ausgibt. Das passiert bei mir ungefähr nach 1 von 5 Analysen – und das ist verglichen mit meiner Arbeit in der reinen Forschung vor 10 Jahren schon echt häufig.
Gruß
Frank -
Matthias Reich Beantwortet am 17 Nov 2020:
Hallo Ybadet,
ein Vorteil, als Wissenschaftler zu arbeiten ist sicherlich, dass man sehr frei ist. Was ich persönlich nicht so gut finde ist, dass man vieles nicht von der Idee bis zur Marktreife begleiten kann – wenn sich etwas als grundsätzlich machbar erweist, ist es für die Wissenschaft nicht mehr ganz so interessant. Gute Ideen werden dann von Firmen übernommen, die daraus verkaufbare Produkte entwickeln. Ich war früher in der Industrie und habe diesen zweiten Schritt auch immer sehr genossen. Jetzt bin ich an der Uni und arbeite am ersten Schritt.
Aber grundsätzlich hat beides seine Reize.
🙂 -
Sarah Strauß Beantwortet am 17 Nov 2020:
Hallo Ybadet,
ich versuche Deine Frage mal aus meiner Perspektive zu beantworten. Die kann aber durchaus anders sein als von jemand anderem, die Sicht auf so was ist denke ich sehr individuell. Das heißt, dass was ich als Nachteil oder Vorteil empfinde kann jemand anderes als das Umgekehrte sehen.
Zu den Vorteilen gehören für mich vor allem, mit seiner eigenen Arbeit Lösungen und Antworten auf Probleme oder Fragen finden zu könne. Sich immer wieder neue Versuche auszudenken ist auch sehr spannend und wird nie langweilig. Als Wissenschaftler*in verinnerlicht man denke ich auch sehr gut, dass die Welt und der Wissensstand sich laufend verändern. Nur weil ich mal etwas im Studium als Fakt gelernt habe muss das nicht heißen, dass es heute immer noch gültig ist. Es gibt laufend neue Erkenntnisse. Es ist dann sehr hilfreich zu wissen wie man/frau an seriöse Informationen kommt. Das ist auch im alltäglichen Leben etwas, das sehr hilfreich ist. Ich denke mir fällt es damit leichter zu hinterfragen ob das was ein Bekannter z.B. auf Facebook geteilt hat oder was irgendwer in einem YouTube Video sagt der Realität entspricht oder ob es eine Falschnachricht ist. So wird/wurde ja im Zusammenhang mit Corona sehr verbreitet, das frei erfunden oder falsch ist. Mich haben solche Sachen nicht verunsichert, da ich ja weiß wo ich die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema abrufen kann.
Zu den Nachteilen in meinem Beruf gehört vor allem, dass viele Wissenschaftler*innen keinen unbefristeten Arbeitsvertrag haben. Das heißt sie haben nur für ein bis fünf Jahre einen Job und wissen nicht wie es danach weitergeht. Das erzeugt zum einen sehr hohen Leistungsdruck, zum anderen ist es schwierig unter diesen Voraussetzungen z.B. ein Familienleben zu planen. Viele Wissenschaftler*innen wechseln alle paar Jahre den Wohnort, weil sie eben nicht am gleichen Ort wieder einen Job finden. Und selbst wenn man dann wie ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag an der Uni bekommt werden die Sorgen nicht weniger. Nun muss ich dafür sorgen, dass genug Geld eingeworben wird, damit meine befristet angestellten Mitarbeiter*innen ihren Job auch in den nächsten Jahren behalten können. Das ist mir zuletzt zum Beispiel nicht gelungen. Ich hatte kein Geld mehr um einen Biologen, der schon sechs Jahre bei uns gearbeitet hat, weiter anzustellen. Ich habe mich schrecklich gefühlt.
Alles in allem würde ich aber sagen, die Vorteile überwiegen für mich, sonst würde ich den Beruf wechseln. Wie die anderen hier schon schreiben, Du hast viele Freiheiten zu forschen und zu unterrichten was Du möchtest. Für mich ist das sehr wichtig.
Viele Grüße
Sarah -
Guido Ritter Beantwortet am 17 Nov 2020:
Liebe/r Ybadet,
fast nur Vorteile.
Ich kann sehr selbständig entscheiden, welche Fragen mich interessieren und kann auch meinen Arbeitstag meist sehr selbstbestimmt gestalten.
Und ich kann nicht permanent fortbilden, was alles unglaublich viel Spaß macht.
Außerdem hat man immer mit engagierten, selbst motivierten Menschen zu tun.
Einziger Nachteil: Ich arbeite tatsächlich sehr viel. Das ist kein Stress für mich, aber manchmal verschwimmt Arbeit mit Hobby und Privatem sehr stark und die Zeit für Familie und Freunde fehlt manchmal. Das merken, die anderen schneller als ich selbst. Ich bin froh, dass meine Frau, meine Familie und Freunde mir klar sagen, wenn ich es in der Arbeit vielleicht etwas übertreibe. 😉
Viele Grüße aus Münster
Guido -
Judith Bopp Beantwortet am 17 Nov 2020:
Guten Morgen Ybadet,
meine Antwort wäre so ziemlich genau das gewesen, was Katrin Beer geschrieben hat. 🙂 Vielleicht liegt es daran, dass wir beide Sozialwissenschaftlerinnen sind.
Freiheiten bringen natürlich auch Unsicherheiten, und ich denke, die Bedürfnisse nach beiden hängen sehr davon ab, welcher Typ man ist, aber auch in welcher Lebensphase man steckt. Leider habe ich, wie viele andere Kolleginnen auch, erfahren, dass ich als Frau in der Wissenschaft mehr mit Unsicherheiten zu kämpfen habe, aber das ändert sich hoffentlich irgendwann. 😀
Grüße,
Judith
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