• Frage: Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrer Forschung gewonnen? Lassen sich Forschungsergebnisse auf dem Gebiet auch auf andere Regionen/Länder übertragen? Müssen wir in Bezug auf die Landwirtschaft generell globaler denken?

    Frage gestellt von anon-395 an Judith am 26 Nov 2020.
    • Foto: Judith Bopp

      Judith Bopp Beantwortet am 26 Nov 2020:


      Hallo Nils,
      zu deiner ersten Frage, einige meiner Erkenntnisse aus meiner bisherigen Arbeit sind, dass sich der Bio-Anbau (darunter fallen verschiedene Methoden, in Asien z.B. natural farming, traditional, agroecology, läuft aber auf ähnliche Prinzipien wie des Bio-Anbaus hinaus) für viele Kleinbauern lohnt. Und zwar in ökologischer Hinsicht (nachhaltige Bodenverbesserung, Stärkung oder Resilienz der ganze Farm als ‚Ökosystem‘, weniger Wasserverbrauch), in sozialer Hinsicht (bessere Gesundheit, Ansehen und tatsächlich mehr Spaß an der Arbeit), und in ökonomischer Hinsicht (z.B. weniger Ausgaben im Anbau, weil als Dünger Mist und Gründung gebraucht werden, oft höheres und stabileres Einkommen, vor allem bei Direktvermarktung, wo Zwischenhändler kein Geld abzapfen). Zugleich können die Methoden im Bio-Anbau häufig besser dem Klimawandel entgegnen. Das sind Ergebnisse aus Thailand und Indien, könnten aber auch z.B. auf Europa übertragen werden, natürlich nicht 1:1. aber tendentiell ist es ein gutes Vorbild.

      Dazu kommt, dass viele Bauern dort moderne Technologien mit ihrem eigenen überlieferten Wissen kombinieren. Traditionelle Methoden sind häufig nachhaltig. Auch wenn sich die Methoden nicht 100% übertragen lassen, weil sie sich regionale Bedingungen wie Böden, Temperatur etc. unterscheiden, gibt es in Europa auch traditionelle Methoden, die man vielleicht ausgraben könnte. Bei Saatgut wird das bereits gemacht – es gibt im Demeter-Anbau viele alte Gemüsesorten, die meist sogar robuster im Anbau sind. Vielleicht kennst du die lila Möhre ‚Rodelika‘? Die orange Möhre ist eine neuere Züchtung.

      Zu deiner dritten Frage – zweifelsohne sind ohnehin unsere Ernährungssysteme global vernetzt, wenn man z.B. bedenkt, dass Tierfutter für die deutsche Landwirtschaft zu einem Großteil außerdem Europas angebaut wird. Bezüglich des Anbaus tendiere ich aber eher zu kleinräumigen Lösungen, also sehr regional oder lokal angepassten Methoden. Trotzdem kann man von den Beispielen aus anderen Regionen lernen, denn sie zeigen z.B. Praktiken und Umgangsformen mit Trockenheit, Bodenaufbesserung, landwirtschaftlichem Wissen. Wir können das als Impuls nehmen, und dann nach eigenen Methoden, Sorten, usw. suchen.

      Übrigens, in der Landwirtschaft wird teilweise nach dem Einfluss des Monds gearbeitet. Es gibt eigene Mondkalender. Das war nicht nur hier früher sehr viel verbreiteter, sondern ist auch in anderen Kulturen üblich. Vielleicht gibt es noch mehr Methoden und Wissen, was uns global verbindet, als wir gerade wissen. 🙂

      Viele Grüße,
      Judith

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