• Frage: Hallo Frau Strauß, in ihrer Vorstellung beschreiben Sie die Wundheilung mit Hilfe von Transplantaten aus dem Labor. Wann wird dieses Verfahren zur Anwendung kommen? Wird es allen zur Verfügung stehen? Viele Grüße Julia

    Frage gestellt von anon-816 an Sarah am 13 Nov 2020.
    • Foto: Sarah Strauß

      Sarah Strauß Beantwortet am 13 Nov 2020:


      Liebe Julia,

      für uns ist es ganz wichtig, dass unsere Entwicklungen allen Menschen zur Verfügung stehen. Der Weg bis dahin ist allerdings sehr lang. Gerade bei Medizinprodukten und Arzneimitteln schreiben die Gesetze viele Tests und Nachweise vor bevor ein Produkt eine offizielle Zulassung bekommt und es verkauft werden darf.
      Für die Erstversorgung von Schwerstverbrannten durch Spenderhaut-Transplantate, die wir vorher aufgearbeitet und eingelagert haben stehen wir kurz vor dem offiziellen Start. Vor zwei Wochen haben wir den Antrag zu den zuständigen Behörden geschickt und warten nun auf das OK. Sobald wir das haben können wir anfangen einzulagern, so dass wir einen Vorrat aufbauen können. Dieser Vorrat steht selbstverständlich für all unsere Patientinnen und Patienten zur Verfügung, die eine solche Versorgung benötigen.
      Als Universitätsklinik haben wir zum Glück auch die Möglichkeit Heilversuche zu machen. Das bedeutet, dass man einem Patienten oder einer Patientin eine Behandlung mit etwas anbieten darf, das noch keine offizielle Zulassung hat – vorausgesetzt es gibt keine andere Möglichkeit der Behandlung, die bleibenden Schäden sind ohne Behandlung sehr schwer und das Ethikkomitee der Uniklinik stimmt zu. Dieses Komitee besteht aus Expertinnen und Experten verschiedener Fächer. Sie sollen sicherstellen, dass keine unmoralischen oder sonst wie schlimmen Versuche mit den Patienten*innen gemacht werden.
      Mit Heilversuchen haben wir bereits schwere Nervenverletzungen mit Spinnenseide behandelt. Wann und ob wir die Seide hier auch für Wundheilung einsetzen dürfen ist noch nicht klar. Eigentlich ist das wenn man ehrlich ist aber gar nicht so neu. Schriften aus dem Altertum berichten bereits von der Anwendung von Spinnenseide zur Wundheilung und ich kenne Berichte z.B. aus Ecuador. Dort sollen angeblich sehr arme Menschen, die sich keine medizinische Behandlung leisten können, Spinnenseide in ihre Wunden legen. Das kann man natürlich nur begrenzt mit dem was wir hier tun vergleichen, da wir die Spinnenseide natürlich bevor wir sie verwenden sterilisieren und unsere Patienten*innen in der Klinik von unseren Ärzten*innen, gut ausgebildeten Pflegenden und unserer Wundmanagerin versorgt werden. Außerdem lassen wir unsere Seide von Speziallaboren untersuchen um sicherzustellen, dass sie keine Schadstoffe enthält. All das gibt es in vielen armen Ländern kaum oder gar nicht.

      Viele Grüße
      Sarah

Kommentare