• Frage: Ist "Bio" wirklich gesünder?

    Frage gestellt von anon-817 an Judith, Guido am 15 Nov 2020.
    • Foto: Guido Ritter

      Guido Ritter Beantwortet am 15 Nov 2020:


      Liebe/lieber stempela, liebe Judith,
      danke, eine häufig und zurecht gestellte Frage.
      Tatsächlich ist es gar nicht so einfach zu beantworten, da auch ein guter konventioneller Bauer ordentliche Produkte erzeugen kann.
      Dennoch Früchte und Gemüse mit dem Bio-Zertifikat enthalten nachweislich mehr sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, wie Polyphenole, Carotinoide, …. Außerdem sind bestimmte Pflanzenschutzmittel im Bio-Anbau nicht zugelassen und es gibt auch bei der Tierzucht Einschränkungen zum Einsatz von Antibiotika.
      Leider finden wir aber Pflanzenschutzmittel, Gentechnisch veränderte Organismen und auch Multiresistente Keime aufgrund von Antibiotika Einsatz mittlerweile überall – auch in Bio-Lebensmitteln.
      Insgesamt ist der Bio-Anbau auf alle Fälle gesünder für den Planeten und in vielen Fällen nachweislich weniger belastet und eine Kreislaufwirtschaft, die auch in der Tierhaltung eine artgerechteres Leben bis zur Schlachtung möglich macht.
      Da bio-zertifizierte Lebensmittel auch kontrolliert werden, kann man hier auch vertrauen.
      Viele Grüße
      Guido Ritter

    • Foto: Judith Bopp

      Judith Bopp Beantwortet am 16 Nov 2020:


      Hallo stempela,
      und danke, Guido, für deine Antwort! Die Frage ist eine wichtige, und wird manchmal sehr widerspruchlich diskutiert, z.B. ob Rückstände von synthetischen Düngern oder Pflanzenschutzmitteln schädlich für den Menschen sind oder nicht. Ich denke, ein wichtiger Pluspunkt für Bio-Gemüse und -Obst sind wie Guido schon sagt, die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe. Ein weiterer Punkt ist der Zusammenhang zwischen dem sogenannten Mikrobiom von landwirtschaftichen Böden und dem Mikrobiom des Menschen. Böden werden im Bio-Anbau (meistens) besser geschützt und aufgebaut. Ein ‚gesunder‘ Boden ist reicher an Mikroorganismen, die über die Nahrung in unseren Körper gelangen und z.B. unsere Darmflora mitbestimmen. Ein gesunder Boden ist im Übrigen auch langfristig ertragreicher. Das klingt vielleicht etwas abstrakt, aber vielleicht hast du Lust, über das Mikrobiom nachzulesen.

      Tatsächlich kann man bei deiner Frage vielleicht auch den regionalen Kontext betrachten. Aus meiner Forschung in Indien weiß ich, dass Pflanzenschutzmittel häufig in viel zu großen Mengen und oft von Hand ohne Schutzkleidung auf die Felder ausgetragen werden. Bauern stehen dort meist unter sehr hohem Produktionsdruck und haben keine Wahl. Seit Einsatz von sogenannten Agrochemikalien sind Krebsraten und andere nichtübertragbare Krankheiten unter Bauern enorm gestiegen, aber auch unter den Konsumenten.
      In Thailand ist es ähnlich, und viele Studienteilnehmer sagten, Bio-Anbau ist selbstverständlich gesünder, da bräuchte man keine Studien für. 😀
      In Deutschland sind die Auflagen in der konventionellen Landwirtschaft strenger, dennoch ist es für den Menschen als Teil des gesamten Ökosystems wichtig, dass der Anbau von Nahrungsmitteln möglichst schadstofffrei abläuft. Und ja, letztlich werden Mineraldünger auch auf Basis von Erdöl hergestellt, und sind damit wenig nachhaltig. Es ist also bei deiner Frage wichtig, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Nahrung und Gesundheit gibt, aber auch einen indirekten zwischen Mensch und Umwelt.

      Viele Grüße,
      Judith

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