Frage: Sind Elektroautos wirklich besser für die Umwelt? (Wegen der Produktion, Batterien usw.)

Katrin Beer Beantwortet am 18 Nov 2020: last edited 18 Nov 2020 12:39 pm

Hallo Christoph und Luisa!
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten und es kommt auf sehr viele Faktoren an.
Gehen wir das Beispiel man durch:
Man will ja ein Auto normalerweise haben, um mobil zu sein und vielleicht noch, um Sachen zu transportieren.
Der umweltfreundlichste Konsum ist meistens der, der nicht stattfindet.
Also kann man sich fragen: Brauche ich überhaupt ein Auto? Muss ich überhaupt unbedingt von A nach B fahren?
Kann man das vielleicht auch lassen? Wenn nein, kann man vielleicht den öffentlichen Transport oder das Fahrrad nutzen, als umweltfreundlichere Alternative?
Kann man Car-Sharing nutzen, statt ein eigenes Auto zu besitzen? Würde das vielleicht funktionieren?
Wenn man ein Auto besitzen will oder muss, kommt es schonmal darauf an, ob man eines besitzt oder nicht.
Um neue Autos herzustellen braucht man auf jeden Fall Ressourcen und Energie. Ich habe da leider keine konkreten Zahlen für euch parat, aber wenn man den ganzen Prozess betrachtet und vergleicht, ist es wahrscheinlich oft besser, ein Auto weiterzubenutzen, das schon in Benutzung ist.
Sich alle zwei Jahre das neueste und umweltfreundlichste Auto zu kaufen und das alte dann zu verschrotten wäre vermutlich Quatsch.
Ich habe bei Elektroautos oft den Eindruck, dass da Greenwashing betrieben wird. Also dass man so tut, als wäre das die umweltfreundlichere Alternative, obwohl nachher insgesamt vielleicht gleich viele oder sogar mehr Umweltschäden entstehen (nur vielleicht andere Umweltschäden).

Wissenschaftlich beschäftige ich mich nicht ausführlicher mit diesem Thema, eine fundiert wissenschaftliche Antwort kann ich euch daher nicht geben.

Aber ich kann euch noch meine persönlichen Überlegungen schildern. Ich wollte mir schon länger einen Minicamper kaufen, damit ich mobil und flexibel bin und damit in den Urlaub fahren kann. Ganz ohne reisen wäre mein ökologischer Fußabdruck kleiner, aber reisen ist mir sehr wichtig. Ich versuche inzwischen, gar nicht oder so wenig wie möglich zu fliegen, fahre im Alltag immer mit dem Fahrrad und versuche, wenn möglich, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Vor Corona habe ich oft die Mitfahrgelegenheit/Blablacar genutzt. So teilen sich mehr Menschen auf einer Fahrt ein Auto. Besser als wenn alle einzeln fahren, aber noch besser wäre meistens der Zug. Das ist aber oft teurer.
Meine Eltern wohnen auf dem Land, da gibt es kein gutes ÖPNV-Netz. Also war für mich klar: Ich möchte ein Auto haben, aber ein möglichst umweltfreundliches. Kein Benzin, kein Diesel. Elektroautos sind ziemlich teuer, das konnte ich mir nicht leisten. Ich wollte ein gebrauchtes Auto und kein Neues, weil ich das besser/nachhaltiger finde. Ich versuche, möglichst viele Dinge second hand zu kaufen. So werden auch Ressourcen gespart.
Über meine Forschung im Bereich Bioenergie bin ich zum Thema Biomethan gekommen. Jetzt habe ich ein gebrauchtes Gasauto gekauft. Das war sehr günstig und es funktioniert gleich wie Benzin- und Dieselautos, braucht also keine Batterie (außer der, die in allen Autos verbaut ist, aber nicht wie bei Elektroautos eine, um den Motor anzutreiben).
Ich kann damit Erdgas tanken, das stößt schonmal weniger CO2 und andere Schadstoffe aus, als Benziner und Diesel. Ist aber trotzdem fossil und trägt zum Klimawandel bei.
Ich kann aber auch Biomethan tanken, das wird aus Biogas gewonnen. Aus nachwachsenden Rohstoffen, Biomüll oder Gülle. Das ist dann erneuerbar und bilanziell klimaneutral. Und günstiger als Benzin-, Diesel- und Elektroautos. Tankstellen gibt es weniger und man muss ein bisschen planen, aber in Deutschland kommt man ohne Probleme überall hin und meine Reichweite ist ca. 500km. Nach meinem jetzigen Wissensstand ist das der beste Kompromiss aus den Optionen, die es heute gibt.
Aus der langen Antwort wird deutlich: Diese Frage kann man nicht einfach mit ja oder nein beantworten. Es kommt drauf an, welche Alternativen verglichen werden, was die Ziele und was die Rahmenbedingungen sind. Wohnt jemand in einer Stadt oder auf dem Land? Hat jemand viel Geld oder wenig? Gibt es die Tankstelleninfrastruktur schon? Will man Treibhausgase vermeiden oder Feinstaub oder den Abbau von seltenen Erden? Oder alles?
Es reicht jedenfalls nicht, einfach Elektroautos einzuführen. Wir müssen unser Mobilitätssystem ganz grundlegend verändern und viele Lösungen zu einem sinnvollen System kombinieren.
Liebe Grüße,
Katrin